10 Baupreis-Thesen im Brennpunkt von Bauen und Geld
03.07.2006
Baupreise sind mehr als nur Geldbeträge an denen sich die Gemüter der am Bau Beteiligten erhitzen. In ihnen bündeln sich viele Aspekte. Sie sind technisch-technologisch und kaufmännisch geprägt. Sie werden durch globale und lokale Politik sowie sonstige Interessen beeinflusst. Sie haben eine gesellschaftliche, psychologische und rechtliche Dimension. Mit Gefühl, Wissen und Erfahrung werden Baupreise angeboten und beurteilt. Sie sind eine Art "bauwirtschaftlicher Zollstock" für die mit den Bauleistungen verbundenen Kosten und den dazugehörigen Gewinn oder Verlust. Den Blickwinkel für Baupreise möchte ich für konkrete Diskussionen öffnen und dafür allgemein folgende 10 Thesen formulieren: - Baupreise sind Geldausdruck und Wertmaßstab für Bauleistungen
- Baupreise dienen dem Einkauf und Verkauf von Bauleistungen
- Baupreise sind ein Spiegel der gesellschaftlichen Verhältnisse und verändern sich ebenso zwangsläufig und dynamisch in Zeit und Raum
- Baupreise varieren auftragsbezogen und standortabhängig wodurch Wissen und Erfahrung auch infolge von variablen Leistungsparametern zu kombinieren sind
- Baupreise sind kostenneutral zu kalkulieren und marktgerecht anzuwenden
- Baupreise unterliegen in der Marktwirtschaft dem Wettbewerb von Angebot und Nachfrage wobei Kalkulations-, Bieter- und Vergabepreise zu unterscheiden sind
- Baupreise bestehen aus einem Betrag, einer mengenbezogenen Währungseinheit und einer textlichen und/oder bildlichen Kennung
- Baupreise reflektieren die Beziehungen der am Bau Beteiligten natürlichen oder juristischen Personen und damit werden Interessen sowie Verhalten gesteuert
- Baupreise beinhalten Einzelkosten wie Löhne, Stoffe, Geräte und Sonstige einschließlich Zuschläge für Gemeinkosten sowie Wagnis und Gewinn
- Baupreise sind als Sammlung ein kaufmännisches Lexikon und schaffen im Verbund mit technischen und rechtlichen Fachwissen Vertrauen und Sicherheit
Anschaulich möchte ich die komplexen Wirkungen an einigen Beispielen andeuten: Die Löhne von Bietern können sehr verschieden sein. Dies sind nicht nur die offiziellen Stundenlöhne, z.B. gesetzlicher Mindestlohn LG1 ab 1.9.2006 Ost 8,90 €/h : West 10,30 €/h oder Tariflohn (BRTV 1.4.2006) für Facharbeiter LG3 Lohn Ost 11,90 €/h : Lohn West 13,34 €/h. Auch die politischen Regelungen, wie Osterweiterung der EU, die 1 €-Jobs oder die Ich-AG´s wirken auf die Angebotslöhne und damit auf die Baupreise. Differenzierte soziale Standards und soziale Gesetzesänderungen usw. verstärken dies zusätzlich. Auch die Produktivitäten schwanken, so dass die Bedeutung von Leistungslöhnen wachsen wird. Die Stoffe sind mit den Materialpreisen frei Baustelle incl. Zuschläge ein wichtiger Teil der Baupreise. Die Herstellungs- und Transportkosten verändern sich ständig. Die globale Ölpolitik sowie die nationale "Ökosteuer" und die daraus folgenden Energiepreise haben massive Wirkungen auf fast alle Baupreise. "Bauen heißt Transportieren" und so schlägt auch eine gesetzliche Maut auf die Baupreise durch. Der letzte Stahlhunger in China war bei den Stahlpreisen in Deutschland bis hin zum Trockenbauer deutlich zu spüren. Neu- und Weiterentwicklung der Bauprodukte bringen weitere Bewegung in die Baupreise. Die Geräte beeinflussen bei maschinellen Bauleistungen den Baupreis wesentlich. Auch durch die örtlichen Baustellenbedingungen variieren auftragsbezogen die Baupreise sehr stark infolge der möglichen arbeitstäglichen Leistung. Bei all dieser dynamischen Vielfalt ist es wichtig sich schnell und sicher zu orientieren. Dafür ist eine flexible Sammlung von Baupreisen mit einem nutzerindividuellen Profil sehr nützlich. In alter Frische!
Weiterführende Fachinformationen:Angebotskalkulation, Angebotslohn, Angebotspreise, Bauauftrag, Baukalkulation, Bauleistungen, Baumarkt, Baupreis, Baupreislexikon, Bieterpreise, Einheitspreis, Einzelkosten, Geld, Gemeinkosten, Gerätekosten, Leistungsbeschreibung, Lohnkosten, Maschinelle Leistung, Materialpreis frei Baustelle, Mindestlohn, Stoffkosten, Stundenlohn, Vergabepreise, Vergütungsanspruch, Verrechnungslohn, Wettbewerb, Zuschläge
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Die grafische Baukalkulation hat eine große Zukunft - daran glaubt Klaus Schiller seit 20 Jahren. Er will aus Bildern Kostenberechnungen machen. Interview in bi BauMagazin
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