Im Gegensatz zur Natur ist der bebaute Raum das Ergebnis menschlicher Tätigkeit. Und die Qualität der baulichen Anlagen ist geprägt vom Zeitgeist mit den jeweils praktizierten Denk- und Arbeitsweisen. Qualitätvolles Planen und Bauen erfordert Fachkompetenz der am Bau Beteiligten. Dabei sind Fachkenntnisse und Fertigkeiten im baufachlichen Zusammenhang anzuwenden. Voraussetzungen dafür sind Qualifikationen in der Aus- und Weiterbildung und praktische Erfahrungen.
Traditionell war der Architekt der „Baumeister“ und damit der „Oberste Handwerker“. Eine Personalunion vom Entwurf über die Statik bis zur Bauleitung. Der heutige Planungsprozess ist arbeitsteilig organisiert. Architekten, Fachplaner und Projektsteuerer arbeiten zukünftig modellbasiert miteinander. Eine mehrdimensionale Denkweise. Das BIM-Management hält Einzug. Es verschmelzen virtuelle und reale Bauwelten in der Planung der Bauten und des Bauens. Bauwerksmodellierungen mit vernetzten Fachinformationen werden die Kompetenz in der Bauplanung prägen.
Die Bauausführung findet aber in der Wirklichkeit statt. Die Baustelle ist eine „Feldfabrik“. Maschinelle und handwerkliche Leistungen bestimmen das Bild. Manch einer träumt davon, dass ein Gebäude in einem 3D-Drucker auf dem Grundstück des Bauherrn entsteht. Real wird industriell vor allem in der Vorfertigung produziert. Modellbasiert gelingen Formen, die bisher kaum produzierbar waren. Dennoch ist Bauen keine industrielle Massenproduktion. Es ist standort-, witterungs- und auftragsabhängig. Bauen ohne die gewerblich Tätigen ist nicht denkbar. Mit dem zunehmenden Fachkräftemangel und der demographischen Entwicklung wird es immer spürbarer. Die Fachkompetenz von Baugewerbe und Handwerk schützt vor Pfusch am Bau. Bauqualität ist auch reale Lebensqualität. Bei aller virtuellen BIM-Freude.
Die emotionale Anregung hierzu gab mir die Meisterfeier der Handwerkskammer Dresden am 16.11.2013. Eine sehr würdige Veranstaltung unter dem Leitmotiv: „Zukunft kommt von Können.“ Ihr Präsident, Dr.Jörg Dittrich brachte es auf den Punkt: „Der Meisterbrief ist wirksamer Verbraucherschutz!“ Der Meister ist ein Gütesiegel. Und im Handwerk steht er für die duale Ausbildung. Für Tradition und Innovation. Der Meister ist auch ein Lehrer. Ein deutsches Erfolgsmodell gegen Jugendarbeitslosigkeit und für Wettbewerbsfähigkeit.
Die EU-Kommission will den „Zugang zu reglementierten Berufen erleichtern“. Damit will man dem Fachkräftemangel abhelfen. Das Meisterniveau und die Ausbilder abzuschaffen ist ein NEIN zur Qualität. Ein Fliesenlegermeister sagte mir, dass er seit der Abschaffung der Meisterpflicht keine Lehrlinge mehr ausbildet, weil der Geselle sofort sein Konkurrent wird. Im Trockenbau gibt es auch keine Meister. Dafür gibt es dort die „Schrauberzone“, wo das bauphysikalische Systemdenken fehlt. Vom fachgerechten Spachteln und Fugen ganz abgesehen.
Jeder Architekt und Bauherr freut sich, wenn der Handwerker mit zielführenden Lösungen technisch einwandfrei arbeitet, aber auch auf Gefahren und Risiken aufmerksam macht. Dafür ist Fach- und Sachkunde nötig. Sie sind nicht angeboren. Das Fachwissen und die Erfahrungen muss man sich erwerben. Bachelor und Meister stehen nicht umsonst auf einer Stufe. Und die Bildung ist unser wertvollster Rohstoff für die Qualität unserer Produkte.
In alter Frische