Was kostet das Bauwerk? In der Planung - beim Bauen - während der Nutzung! Und im Bezug auf Wert und Nutzen eines Bauwerkes verbirgt sich hinter den Kosten ein tieferer Sinn. Aus der Sicht von Auftraggeber oder Auftragnehmer über Verkäufer oder Käufer bis zum Eigentümer oder Mieter. Mit unterschiedlichen Interessen zu den einmaligen oder laufenden Kosten und den denkbaren Optimierungen im Lauf der Zeit. Das Bauwerk ist ein langlebiges Gut. Und die Menschen mit ihrem Geld sind nur befristete Wegbegleiter.
In der Einheit von Planen, Bauen und Betreiben vollzieht sich das wahre Leben eines Bauwerkes. Die Eigenschaften seiner Bauteile prägen die Kosten und die Nachhaltigkeit des Bauens. Im Prozess der Nutzung verwandelt sich der Neubau über Wartung und Pflege hin zu Instandsetzungen sowie Umbauten bis zum Rückbau und seiner Entsorgung.
Bei einer Kostenbetrachtung über den gesamten Lebenszyklus des Bauwerkes beträgt der Anteil der Anschaffungskosten ca. ein Drittel der Gesamtkosten. Zwei Drittel sammeln sich als Nutzungskosten nach der Bauphase an. Billig Bauen kann in der Nutzung teuer werden. Es gibt eine Beziehung zwischen dem einmaligen und laufenden Aufwand beim Bau. Mit der Energieeinsparverordnung (EnEV) gibt es hierfür sogar baurechtliche Forderungen. Forciert durch die Entwicklung der Öl- und Gaspreise. Energieeffizienz wird Pflicht. Kurzfristig höhere Ausgaben für Heizungsanlagen und Wärmeschutz zahlen sich langfristig mit geringerem Verbrauch aus. Pfiffiges Bauen spart Geld in der Zukunft. Gegliedert werden die Baukosten für den einmaligen Aufwand nach der DIN 276. Und die Nutzungskosten für den laufenden Aufwand nach der DIN 18960. So wird z.B. die Kostengruppe (KG) 300 in der DIN 276 für das bauteilorientierte Bauwerk und in der DIN 18960 für die Betriebskosten aufgeteilt.
DIN 276: | KG 310 - Baugrube | KG 320 - Gründung | KG 330 - Außenwände |
DIN 18960: | KG 310 - Versorgung | KG 320 - Entsorgung | KG 330 - Reinigung/Pflege |
Die Kostengruppen sind nicht direkt vergleichbar. Aber es gibt indirekte Kostenbeziehungen. So beeinflussen die Außenwände die Versorgungskosten für Öl, Gas usw.
Im Vergleich der praktischen Anwendungen dominiert derzeit die DIN 276. Im Vordergrund stehen die Baukosten. Der Blick auf die Nutzungskosten gewinnt aber an Bedeutung. Die jährlichen Betriebskostenabrechnungen legen einen Finger in die Wunde. Das Umdenken hat bereits begonnen. In der Verknüpfung von Bau- und Nutzungskosten liegt der Schlüssel. Auch für innovative Geschäftsmodelle. Dabei hilft die modellbasierte Arbeitsweise mit BIM. Das Bauwerk mit den Mengen und Eigenschaften seiner Bauteile ist jeweils die Grundlage für die Ermittlung der Bau- und Nutzungskosten. Die Änderung einzelner Bauteile und ihrer Beziehungen variieren die einmaligen und laufenden Kosten des Bauwerkes im Ganzen.
Kostensenkungspotenziale orientieren sich nicht nur an der Anschaffung. Das weiß auch der Volksmund: "Der Reiche kann sparen und der Arme ist gezwungen zu verschwenden." Oder: "Wer billig baut, baut zweimal." Einmalige Baukosten und laufende Nutzungskosten bilden über einen Zeitraum eine Einheit. Aus diesem dualen Kostenprinzip können Ansätze zur Optimierung abgeleitet werden. Innovative Preisbildungen und eine veränderte Preispolitik im Markt werden möglich. Zum Beispiel: "Value Engineering". Optimierungsvorschläge mit kostenmindernden oder qualitätssteigernden Leistungsänderungen. Die Vergütung erfolgt über Einsparungen. Es muss nur gelingen die Kunden von den Einsparungen oder den langfristigen Vorteilen zu überzeugen.
Ein professionelles Preismanagement für Planer und Ausführende macht Sinn. Nicht durch Reagieren auf unattraktive Marktpreise. Sondern über Agieren mit Angebotsvarianten. Einfach durch differenzierte Qualitäten und deren Baukosten. Eleganter im Bezug zu den Bau- und Nutzungskosten. Die Vergütungen werden mit den Kostenvorteilen im Ganzen argumentiert. Das modellbasierte Planen und Bauen (BIM) öffnet hierfür einen Weg.
In alter Frische!