Baupreise und Angebotssumme - Kosten und Angebotsbilanz

Baupreise und Angebotssumme - Kosten und Angebotsbilanz
Schiller-Blog - Der Schillernde Blick auf die Baubranche

Baupreise und Angebotssumme - Kosten und Angebotsbilanz

07.07.2008
Was ist zuerst da: die Baupreise oder die Angebotssumme? Bestimmen die Baupreise die Angebotssumme oder werden sie daraus bestimmt? Auf den ersten Blick scheint alles klar. Wie im Lokal. Der Kellner tippt die Bestellungen nach Speisekarte ein und bringt die Rechnung. Eine Milchmädchenrechnung? Faktisch war es aber der Wirt. Er hat vorher Speisen und Getränke kalkuliert. Und die Kosten sind der Schlüssel zur Lösung. Man sollte eben die Rechnung nicht ohne den Wirt machen.
Zwischen Baupreisen und Angebotssumme ist es ebenso. Die Kosten wirken intern als Bindemittel. Und sind die Kosten zu hoch oder werden sie nicht gedeckt, bröckelt es. Diesen Zusammenhang möchte ich anhand einer "Angebotsbilanz" aufzeigen.
Als Vorbild der Bilanz gilt die Balkenwaage: Beide Seiten tragen den gleichen Betrag. Ein ausbalanciertes Gleichgewicht. Jeder Kaufmann kennt eine Bilanz. Eine Aufstellung von Herkunft und Verwendung des Kapitals. Mittelverwendung oder Mittelherkunft. Und eine Angebotsbilanz zeigt analog diese zwei Seiten der Baupreise für einen Bauauftrag.
Baupreisverwendung (z.B. Angebot)Baupreisherkunft (z.B. EFB-Preis 1a/b)
Leistungsverzeichnis:
1 bis n Positionen mit
Menge * EP = GB
Kalkulationsschema:
EKT + BGK + AGK + W&G
= Angebotsendsumme= Angebotsendsumme
Baupreisverwendung:
Für ein Angebot braucht man Baupreise. Marktbezogen auf Qualität und Menge. In Anwendung mit konkreten Bauleistungen. Ein Instrument für den Einkauf und Verkauf. Sie werden Bestandteile des Bauvertrages und dienen der Abrechnung.
Baupreisherkunft:
Ein Bauauftrag verursacht Kosten. Direkt durch Einzelleistungen (EKT) und durch die Baustelle (BGK). Zusammengefasst als Herstellkosten. Indirekt verrechnet werden Unternehmenskosten (AGK). Ergänzt durch kalkulatorischen Wagnis und Gewinn (W&G).
Die Herkunft der Baupreise ist für den Auftragnehmer (Bieter) von existenzieller Bedeutung. Auftraggeber interessieren sich dafür weniger. Zunehmend aber Öffentliche in Form der EFB-Preis 1a/b. Diese Angaben zur Kalkulation offenbaren das Kalkulationsschema.
Die Angebotssumme ist das Ganze. Baupreise bilden die Teile. Wechselseitig beeinflusst von Kosten und Wettbewerb. Unterschiedlich sind die Verfahren und Qualitäten der Ermittlung von Baupreisen in der Baupraxis.
So wird vorwärts oder rückwärts gerechnet. Vorwärts bedeutet: Aus den Einheitspreisen wird über die Mengen die Angebotsendsumme berechnet. Dies entspricht der Kalkulation mit vorbestimmten Zuschlägen. Rückwärts bedeutet: Die Angebotssumme wird aus den Kosten (EKT, BGK, AGK) sowie W&G ermittelt und über die Umlagen werden daraus die Baupreise abgeleitet. Dies entspricht der Kalkulation über die Endsumme.
Qualitativ verschieden wird mit Festpreisen, detaillierten Orientierungswerten, betrieblichen Erfahrungswerten bis baustellenindividuellen Erfahrungswerten kalkuliert.
Wohl dem - der kalkuliert. Denn der kennt seine Kosten. Gerade bei der Vorwärtsrechnung. Besonders Festpreise verleiten zur oberflächlichen Anwendung. Sie haben im Handwerk eine starke Verbreitung. Betriebliche Preislisten für wiederkehrende Leistungen sollten ständig mit der Kostenentwicklung aktualisiert werden. Und die Kosten sind in Bewegung gekommen. Stellvertretend reicht ein Blick auf den Benzinpreis. Manche Stoffkosten sind besonders stark den Spekulationen der globalen Rohstoffmärkte unterworfen. So werden z.B. die Stahlkosten in Rotterdam gemacht. Seit April mit einem besonders starken Preisanstieg. Oft nicht vorhersehbar, wie z.B. auch bei Bitumen. Feste Baupreise haben derzeit kurze Beine. Man sollte eben die Baupreise nicht ohne Kostenkenntnis machen.
Mit einer Angebotsbilanz sieht man die Baupreise im Kontrollblick der Kosten.
In alter Frische!
Ihr Klaus Schiller

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