Kosten sind Mengen-Wert Gerüste. Qualitäten werden mit Geld bewertet und über die Mengen verknüpft. So berechnen Planer die Kosten nach der DIN 276. Analog kalkulieren Ausführende ihre Angebotspreise und Arbeitsvorbereitung. Vom Prinzip her ähnlich. Aber im Konkreten doch anders. Scheinbar unvereinbar. Interessen und Sichtweisen bleiben vielfältig und individuell. Sind die Mengen und deren qualitativen Bewertungen ein rätselhaftes System mit sieben Siegeln?
Bauwerke bestehen aus Bauteilen und diese verursachen Einzelleistungen sowie Einzelkosten für Löhne, Stoffe, Geräte und Sonstige. Somit haben Mengen einen Charakter. Funktionale Bauwerksmengen wie z.B. m² Wohnfläche. Konstruktive Bauteilmengen wie m² Deckenbelag. Leistungsmengen Soll/Ist-Positionen in Form von Ausschreibungs-, Ausführungs- oder Abrechnungsmengen nach VOB. Bedarfsmengen für die einzelnen Kostenarten Baustoffe, Lohnstunden etc.
Ein gordischer Knoten von Mengen und qualitativen Werten. Zur Auflösung des verwirrenden Beziehungsgefüges gibt es einen einfachen und genialen Ansatz. Der Zaubercode lautet: „Beziehungen zwischen Bauteilen“. Damit lassen sich modellbasiert Mengen und Kosten entschlüsseln. Aus den Bauteilen und ihren Beziehungen leiten sich Bauwerks-, Leistungs- und Bedarfsmengen ab. Sie sind der Dreh- und Angelpunkt für das Bauwerk als Ganzes. Und mit der Elementmethode werden detaillierte Leistungsverzeichnisse generiert. Verknüpft mit Rezepturen von Kostenansätzen folgen die Einzelkosten mit Material- und Stundenlisten.
Die Bedeutung der Bauteilbeziehungen hat eine interdisziplinäre Tragweite. Mein Freund und Architekt Werner Bauer aus Dresden formulierte dies aus künstlerischer Sicht wie folgt: „Die Beziehungen zwischen den Bauteilen prägen die gestalterische Qualität des Bauwerkes“. Für mich ist das ein Fundamentalsatz der Architektur.
Architekten leben in der Welt von Zeichnungen. Einem Geflecht von Strichen. Im 2D-CAD als Vektorgraphik benutzt. Mit dem 3D-Modell wird den Zeichnungen ein Leben eingehaucht. Die Seele dafür ist das modellbasierte BIM. Und das Wesen von BIM sind „Beziehungen zwischen Bauteilen mit deren Mengen und Eigenschaften“. Modellbasiert werden die Zeichnungen im Rahmen einer Datenkommunikation erzeugt. Räumlich visualisiert. Synchron werden Bauteil- und Bauwerksmengen berechnet. Kombiniert mit bauteilorientierten Qualitäten.
Nach meiner Meinung erhält man mit BIM bereits 20% der Kosteninformationen. BIM hat ein bauwirtschaftliches Potential. Man muss es nur Kalkülisieren. Ein logischer Akt a’la Leibniz, der den Begriff „Kalkül“ einführte. In der systematischen Dualität von gegebenen Aussagen (Axiome) und Ableitungsregeln (Deduktion) gewinnt man neue Erkenntnisse. Einmal ermittelte Mengen sind z.B. gewerkeübergreifend wieder zu verwenden. Aus der Bodenklasse und den Beziehungen erdberührter Bauteile ergeben sich z.B. Leistungsmengen für Aushub, Lagern, Abfuhr und Einbau.
Die bauwirtschaftliche Kalkülisierung von BIM aktiviert Rezepturen von Leistungen und deren Kostenansätze (EKT). Praktiziert mit DBD-Kostenkalkül. Die Beziehungen zwischen den Bauteilen werden graphisch abgebildet. Mengen und Eigenschaften sind alphanumerisch beschrieben. Die modellbasierte Arbeitsweise verbindet alles. Plausibilitätskontrollen von qualitativen Zuordnungen, Mengenbeziehungen und Preiskennzahlen komplettieren ein Zahlengefühl vom Ganzen und seiner Teile.
Die Zeit für das modellbasierte Kalkulieren ist reif. Wir nennen es Kalkülieren.
In alter Frische!