Zur qualifizierten Entscheidungsfindung sind Vor- und Nachteile von Varianten miteinander abzuwägen. Sind zusätzlich zu Kosten und Preisen weitere Kriterien zu betrachten, wie z. B. für wirtschaftliche und nachhaltige Angebote oder für Variantenvergleiche von BIM-Modellen wird die Bewertung komplexer. Zusatzkriterien mit ungleichen Mengeneinheiten sind eine Herausforderung. Mit der Digitalisierung bieten sich neue Wege, solche Wechselwirkungen über numerische Algorithmen und Simulationsrechnungen zu objektivieren.
Die klassische Kalkulation von Kosten und Preisen erfolgt über Mengen- und Wertgerüste, wobei diese Bewertung schließlich über die Umrechnung in Geldeinheiten erfolgt. So werden Mengen von Lohnstunden, Material- und Gerätebedarf über zutreffende Verrechnungspreise vergleichbar gemacht. Addierte Preissummen im Verhältnis mit einem Leistungskriterium dienen als synthetische Preiskennwerte zur Bewertung von Preis-Leistungs-Verhältnissen.
Erweiterte Angebotsbewertungen, wie z. B. nach VHB-Bund Hochbau, Formblatt 227 oder 246 HVA B-StB im Straßen- / Brückenbau setzen hierfür auf Punktbewertungssysteme. Ergänzend zu den Geldäquivalenten wird ein Bezug zu Punktetabellen benutzt, um über die Zuordnung von Punktzahlen und Wichtungsfaktoren eine Wertungssumme zu erhalten. Dies ist ein pragmatischer Ansatz, der subjektiv durch die Punktegeber bestimmt wird.
Kritisch zu betrachten sind graphische Methoden, wobei sich unterschiedliche Kriterien über Polar-, Kreis- oder Balkendiagramme u. a. durch die Wahl der graphischen Maßstäbe sehr manipulierbar, aber visuell effektvoll verknüpfen lassen. Ebenfalls sind Richtwertmethoden, wie z. B. Referenzen zu Ist-, Best-, Mittelwerte oder anderer Anteile problematisch, da sie wie Prozentwerte wirken. Ob ungewichtet oder gewichtet ist die Addition von Prozentwerten mit variablen Grundwerten zur Bewertung der Kriterien eine Art von „Milchmädchenrechnung“.
Wie kann man durch numerische Algorithmen die unterschiedlich dimensionierten Mengen-Wertgerüste in ein qualifiziertes Präferenzprofil mit Rangfolge und dessen Prädikate bringen? Einen Ansatz bietet eine „Quotienten Algebra“, wobei die gebrochenen Teile paarweise kombiniert werden. Die Quotienten neutralisieren die Mengeneinheiten und jede Variante wird mit jeder Variante dual über Äquivalenzrelationen vernetzt. Das Ergebnis ist ein „DBD-Bewertungsspiegel“ als Entscheidungshilfe, den wir im laufenden Jahr in der DBD-BaukostenApp und in DBD-Connect für BIM-Varianten bereitstellen wollen. Zuerst werden Kriterien mit Bezeichnung, Mengeneinheit nach dem Vorteilsverhalten plus Wichtung und Mengen für die Varianten, wie im exemplarischen Beispiel erfasst. Dabei ist zu unterscheiden, ob steigende oder fallende Mengenwerte von Vorteil sind.
Mit dem Algorithmus der „Quotienten Algebra“ ermittelt der „DBD-Bewertungsspiegel“ dafür folgende Rangfolgen mit den zutreffenden Ergebnisrelationen im Vergleich zum 1. Rang.
1. Rang: V1 mit 100 % | ➔ | 2. Rang: V2 mit 98,9 % | ➔ | 3. Rang: V3 mit 97,6 % |
Ändern sich Wichtungen und Mengenwerte, so ändern sich die Bewertungsergebnisse live.
In alter Frische